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Ist der Abschluss einer Hundekrankenversicherung sinnvoll?

Autor: Nicole Ackermann, durch die Tierärztekammer Schleswig-Holstein geprüfte und zertifizierte qualifizierte Hundeerzieherin und Hundeverhaltensberaterin, Inhaberin der Mobilen Hundeschule Düsseldorf 

Inzwischen gibt es ein kaum noch zu überschaubares Angebot an Hundekrankenversicherungen. Aber macht es Sinn, einen Vertrag abzuschließen und regelmäßig Beiträge dafür zahlen zu müssen? Gehen wir alles der Reihe nach durch. Was bietet eine Hundekrankenversicherung?

Schutz vor Kosten
Dein Hund ist krank und muss zum Tierarzt. Selbst für eine einfache Behandlung können schnell mehrere hundert Euro fällig werden. Eine  Hundekrankenversicherung übernimmt je nach Tarif einen Teil oder alle Kosten. Dieser Schutz hat aber auch seinen Preis.  Hier erfährst du, worauf es bei einer Hundekrankenversicherung ankommt und warum ich sie trotzdem für sinnvoll halte.

Der Vergleich: Tierarztkosten vs. Versicherungsbeiträge

  1. Die Kosten für Tierarztbesuche
    Einen Besuch beim Tierarzt gibt es nicht umsonst und die Kosten können schnell zu einer finanziellen Belastung werden. Dies gilt insbesondere dann, wenn der Hund ernsthaft Hund oder chronisch krank wird und spezielle Behandlungen oder Operationen benötigt. Rechnungen im dreistelligen Bereich sind keine Seltenheit mehr. Wie schnell das gehen kann, habe ich erst aktuell erleben müssen. Meine Großpudeldame Klara hat in ihren letzten Lebensmonaten Tierarztrechnungen von über 7.000€ verursacht. Wie das? Am Anfang stand eine Operation mit den üblichen Voruntersuchungen. Dann gab es während der Genesungsphase Komplikationen, die weitere Untersuchungen und Behandlungen nach sich zogen. Leider war alles zu viel für den alten Hundekörper und die Bauchspeicheldrüse entzündete sich. Tägliche Tierarzt- und Klinikbesuche waren erforderlich und es gipfelte in einen mehrtägigen Klinikaufenthalt. Leider war sie trotz aller Bemühungen nicht mehr zu retten. Könntest Du mal eben innerhalb kurzer Zeit 7000 Euro locker machen oder müsstest Du ab einem gewissen Zeitpunkt entscheiden, ob Du Dir eine notwendige Behandlung nicht mehr leisten kannst? Im schlimmsten Fall wäre das das Todesurteil! Ich persönlich möchte nie in die Situation kommen müssen, in der ich mir eine notwendige Behandlung meines Hundes nicht mehr leisten kann.

Wer schon länger nicht mehr beim Tierarzt war, dem sei gesagt: Es ist teurer geworden!  Seit dem 22.November 2022 gilt die neue Tierärztegebührenordnung und das hat durchschnittlich zu einem Anstieg der Tierarztkosten von ca. 20 – 30% pro Tierarztbesuch geführt.

Jeder sollte sich also ganz genau überlegen, dass die Taktik „Ich lege jeden Monat eine kleine Summer X auf ein Extrakonto zurück“ noch aufgeht!

  1. Die Höhe der Beiträge
    Was bestimmt die Höhe der Beiträge?
  • Die Höhe des Erstattungssatzes. Es wird vertraglich festgelegt, in welcher Höhe die Kosten übernommen werden. Z.B. 50%, 80% oder 100% des Rechnungsbetrags.
  • Wählt man eine Selbstbeteiligung? Also der Anteil, den der Versicherungsnehmer im Schadensfall selbst zu tragen hat. Entweder eine Summe X oder ein prozentualer Anteil der Rechnungssumme.
  • Das Alter zum Zeitpunkt des Antrags – hier gilt fast immer: je älter, desto teurer
  • Der Umfang der Leistungen, die Dich gegen bestimmte Risiken oder Schäden abzusichern. Soll heißen, was und in welchem Maße möchtest Du neben den Basisleistungen noch abgedeckt haben? Je nach Versicherer kann das völlig unterschiedlich sein. Hier eine kleine Auswahl: Nachbehandlung bei Operationen – zeitlich unbegrenzt oder begrenzt. Wenn begrenzt, wie lange ist die Nachsorge abgedeckt? Krankengymnastik – wenn ja, wie viele Einheiten? Alternative Heilmethoden wie Homöopathie, Akupunktur, etc. Vorsorgepakete – wenn ja, wie hoch ist das Budget und welche Leistungen sind in dem Paket enthalten? Werden die Notdienstgebühren im vollen Umfang übernommen? Gibt es einen Ausschluss von bestimmten Erkrankungen? Gerade Besitzer von bestimmten Hunderassen sollten genau hinschauen, ob die Kosten für rassetypische Erkrankungen überhaupt übernommen werden.

Schau bei der Auswahl eines Versicherers und des Tarifs also nicht nur auf den Preis, sondern auch auf die Leistungen, die Dir für Dein Geld geboten werden!

Viele Hundekrankenversicherungen haben ein Höchstaufnahmealter. Jedoch gibt es auch hier Lichtblicke: Das Höchstaufnahmealter ist bei der Agila* bis zum 8. Lebensjahr, der Barmenia* bis zum 9. Lebensjahr, der Helvetia*bis zum 10. Lebensjahr und die Hundekrankenversicherungen von  Figo* und DA Direkt* haben kein Höchstaufnahmealter. Dort könnt Ihr also auch noch sehr alte Hunde versichern lassen.

 

Welche Faktoren bestimmen die Kosten beim Tierarzt?
Was an finanziellen Belastungen durch einen Hund auf den Besitzer zukommt, ist oft unvorhersehbar. Die Wahrheit ist: Niemand kann dir genau sagen, wie viel du für den Tierarzt ausgeben musst. Natürlich wünschen wir uns alle, dass unsere Hunde lange gesund und mobil bleiben, aber das ist leider oft nicht so. Hier die Faktoren, die den Preis der Behandlung bestimmen:

  • Die Art der Behandlung (z.B. Routineuntersuchung oder chirurgische Eingriff)
  • Der Schwierigkeitsgrad der Behandlung
  • Der Zeitaufwand
  • Der Umfang der Behandlung (z.B. einfacher Arztbesuch oder stationäre Aufnahme)
  • Die Region, in der du wohnst (die Preise für Tierärzte können je nach Standort stark variieren)
  • Der Umfang der zusätzlichen diagnostischen Verfahren. Reicht eine augenscheinliche Begutachtung oder müssen aufwendigere Verfahren eingesetzt werden (z.B. Röntgen, Ultraschall, Blutbild)?
  • Werden die tierärztlichen Leistungen innerhalb oder außerhalb der üblichen Geschäftszeiten in Anspruch genommen?
Fazit: Warum solltest du deinen Hund versichern lassen? Natürlich kannst Du jetzt sagen, dass das ganze schöne Geld ja weg ist, sollte Dein Hund niemals krank werden. Ja, dann bekommst Du die Beiträge nicht zurück. Statistisch gesehen ist die Wahrscheinlichkeit, dass Dein Hund niemals die Hilfe eines Tierarztes benötigen wird, allerdings sehr gering. Was aber sicher ist: Sollte Dein Hund ernsthaft erkranken oder verunfallen, kann es ganz schnell sehr teuer werden!